Wie viele Funktionen braucht eine Puppe?? 

Die Puppe als wichtigstes Spielzeug im Kinderzimmer verschwindet schon seit längerer Zeit immer mehr…! Pädagogen machen sich Sorgen und bedauern, dass sie ersetzt wird durch Plüschtiere.

Ehrlich gesagt, ich verstehe die Eltern….! Ja, als Puppenmacherin bedaure ich den Trend, aber hast du mal die Werbung für Puppen angeschaut? Puppen die laufen, sprechen, Tränchen vergiessen und zahnen…??!?? Hart, aus kaltem Plastik, seelenlos und Tränchen vergiessen – ehrlich – das macht mehr Angst als sonst was. Ich verdenke niemanden, dass man da sicherheitshalber auf Plüschtiere ausweicht. Damit kann man wenigstens noch kuscheln….

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Und doch, kann eine Puppe so viel mehr als ein Plüschtier!

  • Eine Puppe ist, im Gegensatz zum Plüschtier, dem Kind ebenbürtig, eine Puppe ist das Spiegelbild des Kindes! Ein Kind kann durch das Puppenspiel sein Innerstes nach Aussen kehren und verarbeiten, was es beschäftigt.
  • Durch dieses Spiel, trägt die Puppe ein Stücklein der Kinderseele in sich – sie wird um ihrer selbst willen geliebt, wie auch das Kind geliebt werden will.
  • Mit einer Puppe ahmt das Kind die Erwachsenenwelt nach, lernt Verstehen, erwirbt Verantwortung und Fürsorge.
  • Die Puppe ist das Spielzeug um Empathie und soziale Intelligenz zu üben.
  • “Die Puppe fördert das Nachdenken über Menschliches, sie sind ein Schlüssel zu Identität und Menschwerdung“, schön gesagt von Psychologie Professorin Insa Focken im Tagesanzeiger.

Und alle sind sich einig, je weniger Funktionen eine Puppe hat, umso besser! Die anfängliche Faszination über die Technik verschwindet bald, langweilt und fördert ein wenig den Zerstörungstrieb um zu entdecken, wie denn das eigentlich funktioniert.

So liegt die computerisierte Puppe bald einmal einsam neben all dem anderen technischen Zeugs in der Kiste und die Eltern bedauern, dass ihr Kind einfach nicht mit Puppen spielen will. Schlimmstenfalls wird eine neue Puppe gekauft – mit noch mehr Funktionen…! Huiiiiii, neeeeiiiin, bitte nicht!

Um auf die Titelfrage eine konkrete Antwort zu geben: Eine Puppe braucht gar keine Funktionen für ein Kind! Sie will das Kinderherz berühren, erwärmen und die Fantasie anregen. Durch ihr passives Dasein wird das Kind aktiv mit der Puppe!!! So soll es sein! Und meine eigene Erfahrung in unserem Haushalt kann das alles nur bestätigen!!

Schau mal, sogar Michael Ende hat darüber geschrieben. Lies den Abschnitt (auszugsweise) dazu aus seinem Buch “Momo”:

Kurze Zeit später…fand Momo auf den Steinstufen der Ruine eine Puppe….Sie war fast so gross wie Momo selbst und so naturgetreu gemacht, dass man sie beinahe für einen kleinen Menschen halten konnte. …Momo starrte sie fasziniert an. Als sie sie nach einer Weile mit der Hand berührte, klapperte die Puppe einige Male mit den Augendeckeln, bewegte den Mund und sagte…: Guten Tag, ich bin Bibigirl, die vollkommene Puppe….Ich gehöre dir. Alle beneiden dich um mich. …Ich möchte noch mehr Sachen haben….Nach einer Weile überkam Momo ein Gefühl, das sie noch nie zuvor empfunden hatte. Und weil es ihr ganz neu war, dauerte es eine Weile, bis sie begriff, dass es die Langeweile war… In dem Auto sass ein Herr.. und kam auf Momo zu. Was für eine schöne Puppe du hast! sagte er…, mir scheint, du weisst überhaupt nicht, wie man mit einer so fabelhaften Puppe spielen muss… Man muss ihr schon etwas bieten, wenn man sich nicht mir ihr langweilen will. Pass mal auf, Kleine!…, es ist ganz einfach. Man muss nur immer mehr und mehr haben, dann langweilt man sich niemals. …. Möchtest du mir wohl sagen, was dieser vollkommenen Puppe denn nun noch fehlt? Momo blickte zu Boden und dachte nach. Ich glaube, sagt sie leise, man kann sie nicht lieb haben. (Michael Ende, S. 87-93)

Nun, was denkst du?
Plüschtier oder Puppe? Hinterlasse mir doch gerne einen Kommentar!

Hier habe ich einen Artikel geschrieben, wie eine Puppe (ohne technischen Schnickschack) um ihrer selbst Willen geliebt werden kann. Wie du sie in den Kinderalltag einbeziehen kannst: 5 Tipps wie die Puppe geliebt wird.

Ich wünsche dir und deinen Kindern viel Spass und Freude beim "bäbele"!

Fabienne
P.S: Eine selbst gemachte Puppe hat natürlich Mamas Liebe in sich und das steht ausser Konkurrenz zu allem: Puppenkurse

Fabienne Truffer


Hey, ich bin Fabienne, Mami von zwei Mädels. Früher war ich
Kindergärtnerin. Nun bin ich "Hebamme" für Puppenkinder und
leite Mamis zur Herstellung von Puppen an.
Mittlerweilen bin ich auch Wegbegleiterin für Frauen, die keine Zeit für sich finden und mittels Zykluswissen Gelassenheit suchen auf www.fabiennetruffer.com

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  1. Diesen Beitrag würde ich sofort unterschreiben. Ich habe schon gerne mit Puppen gespielt und mich faszinieren sie noch heute, obwohl ich selber keine mehr habe. Meine Große Tochter hat mit fast 2 die erste Puppe bekommen. Es war eine Stoffpuppe mit blonden Wuschelkopf, nicht besonders groß aber eine sehr frohe Erscheinung. Sie wurde bald Mimi getauft und ist heute auch noch ab und zu eine wichtige “Person” für meine Große. Zum letzten Geburtstag(4) hat sie von uns eine richtige Babypuppe bekommen, so eine wie ich als Kind hatte und die mir am liebsten war. Diese Puppe hat Schafaugen, einen Stoffkörper aber richtige Arme und Beine. So kann man sie gut anziehen, hinsetzen oder knuddeln. Sie ist außerdem so groß, dass ihr echte Babykleidung passt. Manchmal kann ich meine Tochter dabei beobachtet, wie sie ihre Puppe schimpft oder tröstet oder ihr etwas erklärt. Teils sogar Wort für Wort identische wie ich mit ihr rede. Es ist für mich auch ein guter Spiegel meiner selbst. Wenn ich etwas zu rau war, sehe ich das im Verhalten meiner Tochter in dem Umgang mit der Puppe und kann mich selber korrigieren. Außerdem ist es auch sehr süß zu sehen wenn sie sich sehr rührend um ihre Puppe kümmert, die gerade hingefallen ist oder Bauchweh hat. Ein sehr einfaches aber doch effektives Spielzeug – so eine Puppe. Jeder sollte diese Spielmöglichkeit als Kind haben.

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